Bayernkaserne, München 2.Phase

Bayernkaserne, München 2.Phase

Städtebauliche Einbindung
Das Bauvolumen nutzt den verfügbaren Bauraum vollständig. Nicht nur an der Magistrale und der Ringstraße , sondern auch zu den Sportfreiflächen und nach Osten ordnet sich das Gebäude mit der Ausbildung eines durchgängigen Blockrands dem stringenten städtebaulichen Konzept unter. Höfe sind nach innen gekehrt und als große überdachte Hallen dem Gebäudevolumen zugeschlagen. Lediglich im EG verklammern sich Gebäude und Freiräume vielfältig.

Bauliches Konzept
Mittig, zwischen den beiden Schulen liegen die gemeinschaftlich genutzte Mensa und die Turnhallen – übereinander! Eine Turnhalle im UG, Die Mensa im 1.OG, eine weitere Turnhalle im 3. OG. Mit Ihren Raumhöhen erstrecken sie sich jeweils über 2 Geschoße. Die Mensa ist in voller Höhe als Raumfachwerk ausgebildet und fungiert als überdimensionaler Träger für die Turnhallendecken unterhalb und überhalb. Die lichten Raumhöhen der Turnhallen können  so gut mit je zwei Regelgeschoßen koordiniert werden. Die angestrebte Höhe der Bodenplatte über dem Grundwasserspiegel wird eingehalten.
Im Osten schließt die 4-geschoßige Grundschule an, im Westen, zur Magistrale, das 5-geschoßige SFZ. Die Raumkonzepte beider Schulen ähneln sich. Erschließungs- und Nebenraumkerne schließen zunächst jeweils an Turnhallen und Mensa an. Von hier aus umgeben je Geschoß Raumringe aus je zwei Lernhausclustern die „Innenhöfe“. Diese sind jedoch keine Außenräume, sondern großzügige, mit Glasdächern überspannte Hallen. Damit sind die Lerncluster mit ihren multifunktionalen Lernzonen, den „Marktplätzen“ zwar räumlich abgegrenzt und autark, jedoch auch großzügige Galerien, die über die mittigen Hallen Kontakt zueinander haben. So bleiben die Schulen trotz der Gliederung in überschaubare Lerncluster auch immer noch große Gemeinschaften. Mit den „Innenhöfen“ entstehen im EG großzügige, zusätzliche Flächen, die vielfältig genutzt und bespielt werden können. So führen aus ihnen breite Sitzstufen hinauf ins 1. OG, wo die Fachräume und Bibliotheken liegen und die gemeinsame Mensa erreicht wird.

Erschließung
Die Erdgeschoßzone springt im Süden kräftig zurück. Unter diesem großen überdeckten und geschützten Ankunftsbereich an der Ringstraße werden alle Erschließungen zusammengefasst. Getrennte Garagenzufahrt und –ausfahrt  liegen hier. Kleinbusse halten entlang der Ringstraße. Taxis können in einer zügig befahrbaren Schleife in die Tiefgarage einfahren, wo es einen Taxisteig für das SFZ gibt, Kiss-and-Ride Halteplätze für beide Schulen liegen als Spange zwischen den beiden TG-Rampen. Ein Teil der Fahrradstellplätze findet unter dem Dach Platz.
Zwischen Ankunftsbereich und Sporthalle, die Einblick und Durchblick gewährt, vermittelt ein Außenfoyer.  Es verteilt, geschützt vom Verkehr, zwischen den beiden Schuleingängen links und rechts, dem Foyer für externe Nutzungen der Mensa und dem Foyer der Musikschule, sowie der Mensaanlieferung. Ein durchgesteckter Luftraum bringt Licht in die Mitte dieses Außenfoyers.

Brandschutz
Der erste Rettungsweg wird über die notwendigen Treppenhäuser nachgewiesen. Umlaufende Fluchtbalkone mit außenliegenden Treppen stellen für jeden Aufenthaltsraum den zweiten baulichen  Rettungsweg in zwei Richtungen sicher. Die massive Ausbildung der Fluchtbalkone aus Betonfertigteilen gewährt den erforderlichen Rauchschutz. Das über alle Geschoße offene Raumvolumen der „Höfe“ kann durch große Lüftungsöffnungen effizient entraucht werden. Zusätzlich fahren im Ernstfall Rauchschutzvorhänge automatisch zu, um  Innenhöfe von den Galerien abzutrennen und die schnelle Rauchausbreitung über die Innenhöfe zu verhindern.

Fassadengestaltung
Aus der Notwendigkeit der geschlossenen Fluchtbalkone wird das Fassadenkonzept generiert. Die Massivität der Brüstungen wird thematisiert und mit einem plastischen Betonrelief versehen, das zum Träger von „Kunst am Bau „ werden kann. Die dahinterliegende Pfosten Riegel Fassaden sind aus verschiedenfarbig eloxiertem Aluminium.

Energie
Das geometrisch einfache, und kompakte Bauvolumen ermöglicht ein sehr günstiges A/V-Verhältnis. Die „Wand-an-Wand-Situation von Schulen, Sporthallen und Musikschule und die überdachten, zum Innenraum gehörigen „Höfe“ unterstützen die Kompaktheit. Alle Nutzflächen und die „Höfe“ können unter Nutzung von Thermik durch CO2-gesteuerte Lüftungsöffnungen im EG, in den Regelgeschoßen und im Dach dosiert und effizient mit Frischluft versorgt werden. Das große Raumvolumen der „Höfe“ unterstützt wirksam die von der Stadt München gewünschte Fensterlüftung. So kann z. B. in der Grundschule der  erforderliche Luftwechsel von ca. 15.000m³/Std. durch das große Raumvolumen der Schule von ca. 30.000m³ relativiert werden.
Zum sommerlichen Wärmeschutz trägt die Nachtlüftung bei. Witterungsgeschützte Öffnungen in den Klassenzimmern führen im Zusammenwirken mit der zentralen Dachentlüftung über den „Höfen“ die tagsüber in die massiven Stahlbetondecken eingespeicherte Wärmeenergie nachts wieder ab.
Große Glasdächer über den Höfen bringen ausreichend Tageslicht zu den Multifunktionsgalerien. Im Sommer können die Glasdächer großflächig geöffnet werden und die Schulen verwandeln sich temporär zu großen, offenen Atrien.

Schallschutz
Um die massiven Decken als thermische Speichermassen zu aktivieren, sind geschlossene Akustikdecken nicht möglich. Deshalb werden in Klassenräumen und Multifunktionsgalerien Absorberelemente (Baffeln) in dichten Feldern vertikal von den Decken abgehängt. Unterstützend sind Wandabsorber z.B. an den Galeriebrüstungen möglich. Transparente Schallschutzmatten, sogenannte Microsorber werden mit Abstand vor den Verglasungen des Dachs und der Glaswände zu den Klassenzimmern angebracht. So ergänzen sie das Schallschutzkonzept. In den „Höfen“  wird die Schalldämmung  von frei formbaren, hängenden Akustikwolken aus synthetischen granularen Strukturen  unterstützt. Sie haben Streuwirkung und werden als Diffusoren wirksam.

Freiraumkonzept
Die nördlich des Gebäudekomplexes liegenden Pausenflächen leiten als Bindeglied zu den weitläufigen Sportflächen über. Die Höhendifferenz zwischen dem Gebäude und den Sportflächen wird durch ein leichtes Gefälle und ein Band aus Sitzstufen, Rasenböschungen und Rampen überwunden. So entsteht hier eine attraktive Teilung der Pausenhöfe in Ruhe- und Aktivitätszonen.
Die beiden Höfe erhalten unterschiedliche Akzente durch das architektonisch gestaltete Wasserbecken mit seiner rechtwinkligen Einfassung aus Sitzelementen einerseits und der elliptisch geformten Pflanzfläche, die mit einer waldartigen Baumgruppe bewachsen ist, andererseits.
Eine großzügige Freitreppe führt aus dem Speisesaal im 1.OG auf den Pausenhof und dient mit Sitzstufen dabei zusätzlich als Aufenthaltsraum und Tribüne. Von dieser aus können auch die Sportflächen eingesehen werden, die von dem nahezu unverändert belassenen Baumbestand gleichsam natürlich gegliedert werden.
Begrenzt werden die Sportflächen im Norden von der geforderten Schallschutzwand, die innen vor die bestehende Kasernenmauer gesetzt wird. Sie wird nicht zuletzt wegen ihrer Graffiti-Gestaltung auf der Außenseite erhalten. Analog dazu wird die Schallschutzwand innen zur temporären oder permanenten Gestaltung durch die schulischen Kunst- und Werkkurse freigegeben. Die an der Westgrenze neu zu errichtende Schallschutzwand wird zum Sportbereich hin als Kletterwand mit Fallschutzzone ausgebildet.

Der nördlich außerhalb der alten Mauer liegende Ideenteil wird als urbaner Grünraum aufgewertet. Dafür wird eine zweite, mit bewussten Lücken aufgepflanzte Baumreihe geschaffen, die gleichzeitig grünes Volumen und mehr Abstand zur Heidemannstraße bietet. Der Gehweg wird von dem an der Straße verlaufenden Radweg getrennt und zum Vorteil der Fußgänger nach innen in den attraktiveren neuen Grünraum verlegt.

Projekt
Zwei Schulstandorte Bayernkaserne, Schulstandort Nord

Ort
Freimann, München

Fläche Planungsgebiet
3,1 ha

Geschossfläche
32.685 m²

Landschaftsarchitektur
Burger Landschaftsarchitekten

Auslober
Landeshauptstadt München

Status
Zweiphasiger Realisierungswettbewerb mit Ideenteil  07/2017