Krankenhausareal, Marktoberdorf 3.Preis

Krankenhausareal, Marktoberdorf 3.Preis

Leitidee
Der Ausläufer des Buchel umschließt im Norden und Westen das Planungsgebiet. Wertvoller Baumbestand umhüllt das Grundstück allseitig. Dieses großartige Stück Allgäuer Landschaft gibt die Vorlage für die Leitidee: Der trichterförmig sich nach Westen öffnende  Erschließungsanger ist ganz auf die naturräumliche Szenerie mit Hangfuß und Bäumen ausgerichtet. Der Anger findet vor dem steilen Wiesenhang  in einem Quartiersplatz mit Bestandsbaumgruppe und Sitzstufen seinen Abschluss.

Durchlässigkeit
Die Lärmschutzbebauung ist durchlässig angelegt, um in den südlich der Hochwiesstraße angrenzenden Landschaftsraum überzuleiten, soweit der dichte Baumbestand dies erlaubt. Ebenso ist es ein Ziel, den Steilhang mit dem Baumbestand in das räumliche Konzept der nördlichen Hauszeilen einzubeziehen.

Topographie
Unter Berücksichtigung ihres natürlichen Verlaufs wird die Topografie effizient und wirtschaftlich genutzt. Über den offenen Stellplätzen und den dahinter angeordneten ebenerdigen Tiefgaragen liegen die Hofbebauungen, circa ein Geschoß über die Hochwiesstraße angehoben. Dieses Niveau setzt sich auch im Anger fort. Die nördlich angrenzende Zeilenbebauung liegt etwa einen halben Meter darüber.  Diese Höhenkante ist mal als ganz flache von der Feuerwehr überfahrbare Treppe, mal als Rampe, mal als Sitzkante ausgebildet. Der Aushub für die Tiefgarage kann zum Füllen der durch den Abriss des Krankenhauses bedingten „Löcher“ verwendet werden.

Lärmschutzbebauung
Die Hofbebauung bildet im schmalen südlichen Flügel einen Lärmschutzgrundriss mit einer Tiefe von 7,5 Metern aus. Die beiden Wohnebenen liegen über einer offenen Stellplatzreihe und werden als Zweispänner über offene, jedoch überdachte Treppenhäuser erschlossen. Man betritt die 2-3 Zimmer-Wohnungen auf der Südseite über verglaste Loggien. Über die Windfang Funktion hinaus bilden die Loggien vor allen Dingen einen guten Lärmschutz. Durch ihre Südorientierung sind sie je nach Tages- und Jahreszeit privater Freiraum, erweiterter Wohnraum, Wärmefalle oder Wärmepuffer. Diese hohe Flexibilität in der Nutzung macht sie für viele Bewohnerprofile attraktiv.

Erschließung und Vernetzung
Die motorisierte Erschließung der nördlichen Bebauung erfolgt über den Anger, die Hofbebauung wird über zwei Zufahrten von der Hochwiesstraße angefahren. Ein engmaschiges Fuß- bzw. Radwegenetz stellt die notwendigen Verknüpfungen  im Inneren sowie in die Umgebung her. Die ehemalige Bushaltestelle kann wiederbelebt werden.
Die wichtige Fußwegeverbindung zum Buchel wird gestärkt und direkt aus dem Quartier angebunden. Weitere Wege stellen am oberen Rand des Steilhangs, sowie am Fuß des Hanges die Verbindung zur Saliterstraße her.
Im Bereich der Hauseingänge bieten immer wieder Aufweitungen Raum für den nachbarschaftlichen Ratsch und direkte Spielmöglichkeiten für die Allerkleinsten auf Privatgrund.

Wohnungsmix
Das differenzierte Wohnungsangebot umfasst schlanke, südorientierte Lärmschutzbebauung, in größeren Tiefen organisierte , durchgesteckte Ostwesttypen  in Höfen, sowie in versetzten Reihen organisiert. Damit ist in allen Bauphasen eine soziale Mischung garantiert.
Die Erdgeschosswohnungen erhalten direkt zugeordnet kleine Gartenanteile.

Quartiersplatz
Am  Quartiersplatz sind alle Sondereinrichtungen versammelt: die Kindertagesstätte auf zwei Ebenen, die beiden Wohngruppen sind darüber angeordnet. Die Wohngemeinschaft teilt sich das Erdgeschoß mit dem Nachbarschaftstreff gleich gegenüber im südlich anschließenden Gebäude des Wohnhofs. Neben den wohnungsnahen Kleinkinderspielbereichen, gibt es einen attraktiven öffentlichen Spielbereich  am Quartiersplatz unter den Bestandsbäumen. Der Platz wird von einer bestehenden Baumgruppe und dem grünen Steilhang akzentuiert. Flache Sitzstufen laden zum Verweilen an der Baummulde ein.

Nachhaltigkeit
Die flachen Dächer sind extensiv begrünt. Parallel dazu wird die Solarenergie  auf den Dächern, genutzt.   Das Regenwasser wird soweit möglich direkt über entlang der Wege und Straßen angeordneten Rasenmulden versickert. Nur die Haupterschließungen werden versiegelt.
Die wesentlichen Bestandsbaumgruppen können alle erhalten werden.

Zukunfts Vision
Östlich der Saliterstraße und nördlich der Hochwiesstraße ist auf lange Sicht ebenfalls Wohnbebauung angedacht. Dort könnte man in dem sich schließenden Halbrund der Topographie über die Saliterstraße gespiegelt, das Bebauungskonzept mit Reihen im Norden, Höfen im Süden und einem dazwischenliegenden Erschließungsanger fortsetzen.

competitionline

Projekt:
Ehemaliges Krankenhausareal Hochwiesstraße

Ort:
Marktoberdorf

Fläche Planungsgebiet:
4,7 ha

GFZ:
1,0

GRZ:
0,4

Wohneinheiten:
312

Geschossfläche:
27.440 m²

Landschaftsarchitektur:
lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Auslober:
Stadt Marktoberdorf

Status:
Städtebaulicher- freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb  11/ 2017