Neuordnung Quartier Rosenviertel, Memmingen 2. Preis

Neuordnung Quartier Rosenviertel, Memmingen 2. Preis

Leitgedanke
Der Grüne Ring soll schrittweise wieder geschlossen werden. Dies ist eine wichtige, von der Stadt Memmingen erklärte Zielsetzung. In dem Abschnitt zwischen Kalchstraße und Maximilianstraße ist er derzeit durch Überbauung komplett unterbrochen. Durch Rückbau der Altstadt auf die Linie der ehemaligen Stadtmauer kann der Grüne Ring auf der gesamten Länge des Stocks wiederhergestellt werden. Besonders deutlich wirkt sich das im Bereich der Kalchstraße aus; hier erreicht das Glacis wieder eine Breite von circa 50 Metern.

Struktur und Erhalt
Die historische Altstadt ist die identitätsstiftende Mitte der Stadt. Für Bewohner wie Besucher ist die Altstadt das Zentrum des öffentlichen Lebens. Dem Erhalt und der Pflege des Stadtbildes, des öffentlichen Raums und des baulichen Erbes kommt damit eine hohe Bedeutung zu. Hierzu gilt es in erster Linie, den Gebäudebestand zu erhalten, zu sanieren, zu revitalisieren und weiter zu entwickeln. Die umliegenden Stöcke zeigen strukturell ein lebendiges Bild als dichte Baumasse mit steil geneigten Satteldächern: in der Kalchstraße durchwegs giebelständig, in den übrigen Bereichen in wechselnden Richtungen ohne erkennbare Bezüge. Kleine Innenhöfe und schmale Gassen sorgen für Belichtung und Erschließung. Diese maßvolle Entropie der Altstadt-Struktur wird aufgegriffen und in dem Stock fortgeführt. Für den Erhalt der Gemeinschaft geben identitätsstiftende Elemente als Ausgangspunkt die Richtlinien vor: so, die Rückbesinnung auf die Kante der Stadtmauer, der historische Verlauf der Rosengasse, nachdem das Viertel benannt ist, der Erhalt der Häuser entlang der Kalchstraße und des schmalen Hauses Heidengasse Nr. 6 in der Flucht der Rosengasse, sowie das winkelförmige Gebäude „Maximilianstraße 21, das Schneiderhaus“ mit seiner stadtbildprägenden Fassade und den geschweiften Giebeln; aber auch das abstrahierte Kalchtor. Daraus leitet sich die neue Struktur fast von selbst ab mit angepassten Firstrichtungen, Dachneigungen und Trauf- bzw. Firsthöhen.

„Stadtmauer“
Die wehrhafte zwei Meter dicke, massive Stadtmauer der Vergangenheit wird durch eine neue „Stadtmauer“ ersetzt. Statt Masse entsteht Raum, ein Zwischenraum, begrenzt von der massiven Lochfassade und einer vorgelagerten, vollflächigen Verglasung der Obergeschoße. Dieser Zwischenraum dient den Wohnungen und Hotelzimmern als Loggia mit Ausblick und wird von Menschen in unterschiedlichsten alltäglichen Szenerien bespielt. So steht die neue Stadtmauer nicht mehr für Abgrenzung, sondern für Offenheit und Kommunikation. Sie schützt Bewohner, sowie Hotelgästen vor dem Verkehrslärm der Bahnhofstraße und wirkt als Puffer gegen Temperaturschwankungen. Die massiven Fassaden zur Bahnhofstraße sind verputzt, in hellen Weißtönen gestrichen (Albedoeffekt). Die vorgelagerte Glasfläche mit weiß lackierten Aluminiumrahmen gibt in Siebdrucktechnik die Struktur der Memminger Stadtmauer wieder. Bei einfallendem Sonnenlicht erhält die mehrschichtige Fassade durch Schattenwurf und Projektion eine weitere Ebene.

Projekt:
Neuordnung Quartier Rosenviertel

Ort:
Memmingen

Fläche Planungsgebiet:
7.000 m²

AusloberIn:
Stadt Memmingen

Status:
Mehrfachbeauftragung
01/ 24