Zeitgemäßes Wohnen auf den Hummelbachäckern, Leeder 2. Preis

Zeitgemäßes Wohnen auf den Hummelbachäckern, Leeder 2. Preis

Leitidee
Die Edeka Rückseite/Südseite erzeugt sowohl optisch als auch akustisch ein unangenehmes Wohnumfeld. Deswegen wird die Parkscheune abschirmend davorgestellt. Die von Westen ankommende grüne Fuge wird nach Süden umgelenkt und erhält eine besondere Rolle als Bindeglied zwischen altem und neuem Wohnquartier. Der bestehende Fuß- und Radweg, sowie eine alte Scheune an seinem Rand werden Teil des Grünraums. Die Scheune ist ein Identifikationspunkt und Treffpunkt für die Bewohner beider Quartiere.

Die motorisierte Erschließung erfolgt ausschließlich von Osten, vom bestehenden Fahrweg mit einer Erschließungsstraße, südlich parallel zur Parkscheune. Davon nach Süden abzweigende Erschließungshöfe wechseln sich mit Gartenhöfen ab und verschränken sich, konisch zulaufend ineinander, die verschiedenen Richtungen des westlich angrenzenden Quartiers aufgreifend. Im Westen übernimmt die grüne Fuge zugleich die Rolle des ersten Gartenhofs, im Osten wird die vorhandene Straße zum halben Erschließungshof auf geweitet. Gansäcker und Himmelbach erfahren als Fußwege im neuen Quartier eine Weiterführung.

Gartenhöfen/Ortsrand/Grüne Fuge
Die Gartenhöfe sind geprägt von klimaangepassten Bäumen 1. Und 2. Ordnung (Ahorn in Sorten, Hainbuche, Blumen Esche, Hopfenbuche, etc.), die großzügigen, privaten  Gärten sind nicht durch Zäune getrennt, sondern gehen ineinander über.  Gliederung und Abschirmung wird durch heimische Büsche (Hollunder, Haselnuss, Weißdorn, Wildrosen, etc.) erreicht. Teilweise der Natur als Gestalterin überlassen, entstehen leicht verwilderte Zonen, ideale Streifräume für Kinder. Versickerungsmulden sammeln und speichern das anfallende Regenwasser.

Erschließungshöfe
Die Hauseingänge sind ausschließlich auf die Erschließungshöfe bezogen, denn nachbarschaftliches Miteinander steht hier im Mittelpunkt. Ein mit Staketenzaun umgebener, gemeinschaftlicher Bauerngarten, um Gemüse, Kräuter und Blumen zu ziehen, Obstbäume und Spalierobst an geeigneten Fassaden liefern die Rohstoffe zur teilweisen Selbstversorgung. Gemeinschaftliche Zisternen Brunnen stellen das dazu notwendige Wasser zur Verfügung. Garteln macht Hunger auf eine Stärkung an Brotzeitbänken und Grillstelle. Das stärkt die Hofgemeinschaft. Einmachen der Ernte in den Stubenküchen der Mehrgenerationenhäuser, Vorräte anlegen in einer gemeinsamen Vorratskammer, nach fast genossenschaftlichem Prinzip wäre vielleicht ein Ziel.

Der Gemeinschaftsraum ist als autarker Baukörper, nach dem Prinzip der Anti-Villa, der alten Scheune mit ihrer silbergrauen Außenhaut einbeschrieben. Der Zwischenraum wird ein potentielles Quartier für Fledermäuse und Gebäudebrüter.

Die Mehrgenerationengebäude lehnen sich in ihrer Struktur an die traditionellen Mittertennhäuser der Region an. Im übertragenen Sinne, trennen sie die individuellen Wohnbereiche der Bewohner von einer gemeinschaftlichen Stubenküche. Die Tenne ist Zugang und Durchgang mit Toren zwischen Garten- und Hofseite, sowie Raum für die Vertikalerschließung. Die Stubenküche ist der Katalysator der vielfältigen Synergieeffekte des Mehrgenerationenhauses, in der alle Bewohner des Hauses, Jung und Alt zusammenkommen, in der gemeinsam gekocht und gegessen werden kann, Feste gefeiert, Kinder betreut. Sie reichen von Sharingkonzepten, über flexible Betreuungszeiten für den Nachwuchs, gegenseitige Unterstützung der Erwerbstätige und Senioren oder Möglichkeiten, das Sozialleben zu stärken bei bezahlbarem Wohnraum.
Die Mehrgenerationenhäuser funktionieren in kurzer und langer Variante, mit einer oder zwei Tennen.

Klimastraße
Wassermanagement:
Gebäudebegrünung und großzügige Grünflächen bieten Möglichkeiten der Regenwasserbewirtschaftung. Transpiration, Evaporation und Versickerung wirken im Quartier zusammen. Hierbei dienen großzügige Pflanzflächen als Wasserspeicher und Verdunstungsflächen. Dachbegrünung und geringe Versiegelung reduzieren den Abflussbeiwert und somit kann weniger Niederschlagswasser den Versickerungsanlagen zugeführt werden. In Kombination mit Retentionsflächen und schadensfreien Ausbreitungsflächen bei Starkregenereignissen reduziert dies auch den Starkregenabfluss. Parkplätze, Fuß- und Radwege, sowie teilversiegelte Platzflächen (Pflaster mit Rasenfuge bzw. wassergebundene Wegedecken) leisten einen Beitrag zum Bodenschutz. Keller oder Tiefgaragen werden wegen der Überschwemmungsgefahr vermieden.
Biodiversität:
Der Entwurf folgt dem Prinzip von ‚Animal Aided Design‘ mit Maßnahmen für Vögel, Insekten (u.a. Wildbienen), Igel und Fledermäuse. Die umfassenden Gehölzpflanzungen und die Vernetzung mit den umlaufenden Grünstrukturen erhält und fördert Nahrungs- und Nisthabitate. Zudem wird durch Neupflanzungen von Wildgehölzen / Vogelschutzgehölzen und Klimabäumen die Biodiversität gefördert. Gemeinschaftsgärten, angelehnt an den klassischen Bauerngarten mit Blühflächen, wilden Ecken, Gemüsebeete, Obststräuchern, Vogeltränke etc. bieten Lebensraum für die heimische Tierwelt.
Klimaanpassung:
Klimatisch wirksam ist das gestaffelte Pflanzkonzept von Baum- und Strauchschicht in Kombination mit Pflanz- und Rasenflächen sowie offenen Mulden für die Ableitung des Oberflächenwassers. In Kombination mit hellen Materialien (Solar-Reflecting- Index), teilversiegelten Flächen und erdgebundener Fassadenbegrünung ist ein angenehmes Klima – auch im Hochsommer – im Quartier zu erwarten.
Energie:
PV Anlage auf der südlichen Dachseite der Parkscheune und den Westseiten des Handwerkerhofes versorgen das Quartier mit Strom.
Aufenthalts- und Begegnungsräume:
Das Quartier nimmt gezielt Bezug auf vorhandene dörfliche Strukturen. Blühende Vorgärten, teilversiegelte Zwischenräume mit Mut zur Wildnis und Platz für Begegnungszonen mit Sitzbänken wirken identitätsstiftend.
Private Gartenzonen werden ebenso angeboten wie Gemeinschaftsgärten in den Wohnhöfen. Ein zentraler Treffpunkt an der alten Scheune besitzt Strahlwirkung über das Quartier hinaus und dient als Bindeglied zur bestehenden Dorfgemeinschaft.

Projekt:                                                                                                                        Zeitgemäßes Wohnen auf den Hummelbachäckern

Ort:
Fuchstal-Leeder

Fläche Planungsgebiet:
20.720 m²

Wohneinheiten:
65

GRZ:
0,96

GFZ:
1,17

Landschaftsarchitektur:
Klaus + Salzberger Landschaftsarchitekten

AusloberIn:
Gemeinde Fuchstal-Leeder

Status:
Städtebaulicher Realisierungswettbewerb
02 / 25