SWM I Zschokkestraße I Westendstraße, München Anerkennung

SWM I Zschokkestraße I Westendstraße, München Anerkennung

Stadtpark und Stadtplatz – zwei Quartierstreffpunkte
Von der neuen Wohnbebauung und der Bestandsbebauung klar gefasst, breitet sich im Kern des Baufelds eine großzügige grüne Fläche aus; sie verbindet sich mit dem bestehenden Park im Westen und optisch auch mit den südlich angrenzenden Kleingartenflächen. Die zentrale Parkfläche  ermöglicht allen Bewohnern einen unmittelbaren Zugang zum öffentlichen Freiraum. Die Hans- Thonauer-Straße kann zwischen Kiem-Pauli-Weg und Nördlinger Straße aufgelassen werden. Somit wird die Überleitung zur bestehenden, öffentlichen Grünfläche am Kiem-Pauli-Weg verkehrsfrei.

Dieser Stadtpark ist über eine Gasse mit dem Stadtplatz verbunden. Städtisch gefasst, mit annähernd dreieckigem Grundriss ist er Verknüpfung mit dem urbanen Umfeld und Eingang zum neuen Quartier. Der klar begrenzte Platz bietet, eingebettet in die Baustruktur, Schutz vor dem Verkehr; zugleich öffnet er sich einladend zur Zschokkestraße mit den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Er wird dominiert durch den Hochpunkt des Büro- und Hotelturms, der nach außen der heute diffusen Räumlichkeit der Straßenkreuzung Zschokkestraße-Westendstraße klare Kontur verleiht.

Am Platz sind Läden und Gastronomie konzentriert; sie versorgen nicht nur das neue Quartier sondern auch die umgebenden Wohnviertel und binden so das Neue funktional in den städtischen Kontext ein. Auch der Seniorentreff ist dem lebendigen Platz zugeordnet.

Kinder in die Mitte
In der kostbaren grünen Mitte  sind alle Einrichtungen für die Kinder und Jugendlichen platziert. Dort sind sie sicher vor dem Verkehr, abgeschirmt von Straßenlärm und Abgasen. Angesichts der hohen Feinstaubbelastung entlang der Verkehrsstraßen trägt dies der Gesundheit der Kinder Rechnung. Der polygonale Baustein der Schule mit integriertem Kindergarten, Rasenspielfeld und Jugendspiel sind in den Park eingebettet. Die beiden anderen Kindergärten, sowie die Einrichtung für Jugend und Kinder liegen zweigeschossig unter den Punkthäusern eingebettet in die Wohncluster am Rande des Parks.

Schule: Der sehr kompakte Baukörper der Grundschule umschließt die abgesenkte Turnhalle, auf deren Dach die Aula und der Pausenhof liegen. Eine große Sitztreppe öffnet sich nach außen zu den Pausenflächen im Park. Auf dem Dach der Schule liegt umgeben von einem Ballfangzaun der Allwetterplatz. 

Aktiv Park
Der Charakter des Parks im Schutz der umgebenden Wohnbebauung ist neben den Kindereinrichtungen geprägt von Aktivität und Lebendigkeit und bildet auch in diesem Sinne den Mittelpunkt des Quartiers. Hier wird im Sommer gegrillt, Konzerten oder Lesungen gelauscht, hier sonnt man sich, geht spazieren oder hält sich fit. So hat der Park nicht nur Sport-, Freizeit- und Erholungswert, sondern fördert ebenso das Miteinander der Generationen.

Alle neuen Baufelder erhalten eine attraktive Parkseite, die mit autofreien Esplanaden unmittelbar an den Park anschließen. Die Esplanaden vernetzen mit dem Eingangsplatz und nach außen mit der Umgebung. Den Parkrändern wird dadurch eine besondere Rolle zugesprochen. Sie dienen als Fuß- und Radwegverbindung, zum Flanieren und zur Kommunikation.

Vegetation
Die Baumreihen entlang der Esplanaden bilden durch eine einheitliche Baumart (Acer buergerianum) Leitlinien im Quartier und unterstreichen die städtebauliche Leitidee. Zugewandt zur offenen Parkfläche präsentieren sich Bäume mit Blühaspekt (Prunus serrulata, Liriodendron tulipifera, Sophora japonica) dem Parkbesucher und erzeugen eine klare Raumgliederung von freiem zu bespieltem Parkraum. Im Übergang vom Park am Kiem-Pauli-Weg zum neuen Quartierspark wird mit heimischen Bäumen und Sträuchern (Tilia, Acer, Fagus und Prunus) waldartig verdichtet. Ein fließender Übergang der Vegetationsstrukturen wird hier angestrebt. Die waldartige Vegetation wird durch Unterpflanzungen mit Sträuchern und Kräutern ergänzt, welche vor allem Kindern ein naturnahes Spielerlebnis bieten werden. Die Baumstellungen im Park bieten somit zum einen Orientierung durch gerade Linien und zum anderen eine räumliche Gliederung und Differenzierung in offene und geschlossene Bereiche. Im offenen Parkbereich wird der Rasen kurzgehalten um Spiel und Sport zu ermöglichen. Im westlichen Teil des Parks wird an ausgewählten Flächen die Wiese nur 1- bis 2-mal pro Jahr gemäht. Eine Raumgliederung und unterschiedliche Raumwirkungen können so über das Jahr entstehen, außerdem wird somit die Stadtbiodiversität und der Artenreichtum gefördert. Auf dem Stadtplatz werden lichte Baumarten verwendet (Robinia pseudoacacia) die Schatten bieten, aber die Erdgeschoßzone nicht zu stark verdunkeln. Eine stadtklimafeste Baumart wird hier eingesetzt, welche mit den erschwerten Standortbedingungen zurechtkommt.

Rand
Alle Wohnbaufelder sind um ein halbes Geschoß angehoben. Darunter liegt die Tiefgarage. Der Höhenunterschied von 1,50 m, plus Brüstung formuliert eine stadträumliche Randsituation zwischen öffentlichem Grün mit Esplanaden unten und privaten Gemeinschaftsgärten oben. Diese Raumkanten bieten gleichermaßen Schutz und Ausblick. Und sie bergen Nischen für ein vielfältiges Angebot öffentlicher Aktivität (Sitzmöglichkeiten, offene Bücherschränke, Depots für Liegestühle und Schachspiel, Verteilpunkte für grüne Kisten, Infowände, Wasserspender, etc. …). Sie werden somit zur Nahtlinie zwischen öffentlich und privat, zu Zonen verstärkter sozialer Kommunikation und Interaktion.

Die den Esplanaden zugewandten Gebäude haben im Erdgeschoß besondere Atelierwohnungen für „Wohnen und Arbeiten an einem Ort“, die nach Bedarf als kleine Laden-, Werkstatt- oder Dienstleistungsflächen genutzt werden können und zusätzlich zu Belebung und urbaner Nutzungsverflechtung beitragen.

Erschließung
MIV: Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr erfolgt konsequent von außen.

Platz, Esplanaden und Park bleiben unberührt vom Verkehr.

Tiefgaragen:  An der Westendstraße erfolgen die Zufahrten direkt von der Straße aus, entlang der Zschokkestraße wegen der Tramgleise über eine rückführende Verlängerung des Kiem-Pauli-Wegs.

Hotelvorfahrt und Anlieferung Supermarkt: Eine zur Westendstraße parallele, kurze Erschließungsspur ermöglicht die großzügige, auch für Busse geeignete und vollständig überdachte Vorfahrt vor dem Hotel im Innenhof des Blocks, sowie die Anlieferung des Supermarkts über eine baulich geschlossene Laderampe. Der prägende Baumbestand dort bleibt erhalten.

Schule: Die Barmer Straße wird gekappt und erschließt von der Westendstraße aus als Stichstraße die Schule mit ihrer Tiefgarage.

Besucherstellplätze: Stellplätze für Besucher sind verteilt auf die Barmer Straße, auf die Verlängerung des Kiem-Pauli-Wegs, aber auch auf die beschränkt befahrbaren Wohnwege zwischen den Bauclustern. Hier dienen sie als Kurzzeit- bzw. Behindertenstellplätze in erster Linie der Kita, dem Seniorentreff oder dem Jugendtreff.

Die Esplanaden erschließen zwar die anliegenden Wohnhäuser, sind jedoch für PKWs gesperrt. Lediglich Müllabfuhr, Post oder Rettungsfahrzeuge haben Zufahrt.   

ÖPNV: Neben den bestehenden Tram-Haltepunkten kann im Süden des Plangebiets auf der Westendstraße eine weitere Haltestelle „Barmer Straße“ etabliert werden.

Baustruktur und Wohnungen
An den verkehrsreichen Hauptstraßen sorgt geschlossene Randbebauung für Schallschutz. Sie wird durch schmale Wohnwege in ihrer Länge maßstäblich gegliedert. Die Gebäudetiefe von 11 m ermöglicht Wohnungen deren lärmsensible Aufenthaltsräume ausschließlich zur ruhigen Seite orientiert sind. An den Blockecken werden große Wohnungen z.B. für Wohngemeinschaften vorgeschlagen. Zwei-Spänner-Erschließungen mit variierenden Treppen- und Grundrisskonfigurationen und einer Hausbreite von ca. 17 m sorgen für Vielfalt in den Fassadenabwicklungen. Im Bereich über dem Supermarkt gewährt eine Laubengangerschließung die nötige Freiheit im EG-Grundriss. Nach innen gibt es Punkthäuser in offener Bauweise, die die Wohnhöfe zu den Flächen des zentralen Parks öffnen. Die Punkthäuser sind meist 5-Spänner mit vorwiegend über Eck belichteten Wohneinheiten. Alle Punkthäuser haben ein zweites Treppenhaus und damit zwei bauliche Rettungswege.

Rettungswege
Die Zwei-Spänner der Randbebauung und zwei bauliche Rettungswege in den Punkthäusern stellen eine einfache Personenrettung im Brandfall sicher. Aufstellflächen für die Feuerwehr können von den Hauptstraßen aus gut organisiert werden. Die Zufahrt in die Wohnhöfe ist nicht nötig.

Energie
Das Energiekonzept beruht auf vier Pfeilern: Strom, Wärme, Gas, Grundwasser
Strom wird aus Windkraft und Photovoltaik auf den Dächern der Wohnhäuser gewonnen, darüber hinaus erhält jedes Wohnbaufeld, sowie das Hotel ein Blockheizkraftwerk in der Tiefgarage. Dieser regenerativ erzeugte Strom wird auch für die Mobilstationen und die Kühlung des Hotels eingesetzt. Wärme wird in den Blockheizkraftwerken erzeugt, sie sind jedoch nur für die Grundlast ausgelegt. Durch Fernwärme werden fehlende Kapazitäten für die Gebäudebeheizung und Brauchwassererwärmung ergänzt. Die Fernwärme ist komplett CO2 neutral und wird im Zuge der Vision 2040 durch die SWM weiter ausgebaut. Biogas wird für den Betrieb der Blockheizkraftwerke eingesetzt, CO2-neutrales Gas zum Kochen verwendet. Das anfallende Niederschlagswasser wird flächenmäßig versickert. Das Grundwasser kann für die Kühlung des Hotels genutzt werden, ebenso für die WC Spülung. Ein Flächen sparendes Erschließungsnetz, sowie ein günstiges A/V- Verhältnis tragen zur Energieeffizienz bei.


E-Mobilität
Je Wohnbaufeld entsteht eine Mobilstation (E-Mobilität und Sharing für Autos, Räder und Roller) in der Tiefgarage. Sie sind jeweils den Blockheizkraftwerken zugeordnet. Da die Tiefgaragen nur halbgeschossig unter der Erde liegen, sind sie natürlich belüftet und die Mobilstation kann gut von außen eingesehen werden.

competitionline

Projekt
SWM | Zschokkestraße | Westendstraße

Ort
München

Fläche Planungsgebiet
8,7 ha

Geschossfläche gesamt
120.400 m²

Landschaftsarchitektur
Bund K Landschaftsarchitekten

Auslober
Stadtwerke München GmbH

Status
Städtebaulicher und Landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb 01/2017